Dienstag, 27. April 2010

In Richtung San Francisco

Radreisealltag: Wichtige Stationen auf unserem Weg sind Public Libraries, weil wir da interessante Buecher lesen und ins Internet gehen koennen. Ohne eigenen Computer ist das im Land der unbegrenzten Moeglichkeiten naemlich alles andere als einfach: Kostenlose W-Lan-Netze gibt es an jeder Ecke, aber da koennten wir ja gleich ohne Surfbrett wellenreiten wollen. Internetcafes im herkoemmlichen Sinne sind rar, und meistens ziemlich teuer.
Was waeren unsere Klamotten ohne die zahlreichen Gelegenheiten zum Waschen am Wegesrand?

Der Grosse Sueden

The Big Sur wartet auf uns. Leider ist das Wetter ziemlich durchwachsen und waehrend unserer letzten Nacht in Monterey hat sich ein Fluesschen den Weg durch unser Zelt gebahnt. Ein undichtes Zelt ist doch so ziemlich das Nervigste, was einem Camper passieren kann!

Versoehniches Wetter, als wir Monterey Richtung Sueden verlassen. Wildblumen in Pacific Grove. Auf der Monterey Peninsula froent die High Society am Wochenende ihrer Lust am Golfen und Ausgehen. Wilde Natur gibt es direkt am Meer, aber immer schoen auf den Pfaden bleiben! Wahrscheinlich stehen die Verbotsschilder rum, damit nachher niemand vor Gericht sein Schmerzensgeld einklagen kann, wenn er auf einer nassen Klippe ausgerutscht ist.

Pfeiffer-Beach in Big Sur: Schoen anzusehen, aber zum schwimmen oder surfen wirklich zu gefaehrlich. Und wer hat schon Lust, im 14 Grad Celsius kalten Wasser zu baden?

In Big Sur stehen die suedlichsten Mammutbaeume. Die Kuestenart der sogenannten Sequoias wird hoeher als die Inlandmammuts, dafuer hat sie keine so grosse Krone.

Big Sur Coast
Bixby Bridge (1932)

Hippis zum Anfassen gibts in Big Sur. Im "Village" wohnen viele Aussteiger und Kuenstler. Die Preise in den kleinen Restaurants und Laeden lassen aber eher auf eine Touristenfalle schliessen - hier ist alles dreimal so teuer! Gut dass wir in Monterey nochmal bei unserem Lieblingsbioladen Traider Joe's einkaufen waren.

Von Quallen und Seepferdchen

Monterey Bay: Monterey ist ein kleines suesses Staedtchen mit grossem Fischerhafen und einem sehr bekannten Aquarium, wo wir viel ueber die Ozeanbewohner erfahren haben. Der Campingplatz liegt auf einem Berg und man kann die Seehunde, die im Hafen duempeln (siehe Bild) und auf leckere Fischabfaelle aus den Fischerbooten warten, dort manchmal rufen hoeren. Oder nennt man das Bellen?

Das hier ist eine Seedrachen-Art, verwandt mit den Seepferdchen. Kommen im Suedpazifik vor, aber so schuechtern und zart wie sie scheinen kann man sich kaum vorstellen, dass die irgendwo in der wilden Natur ueberleben.

Mysterioese Quallenschwaerme und der Versuch einer Kontaktaufnahme...



Und wo wollen die alle hin? Ob die Sardinen wohl merken, dass sie immer in einem Riesenkreis schwimmen?
Municipal Wharf - Monterey

Don't Touch Me! - Es gibt sicherlich einige Gruende, warum die Seeigel nicht in den Meeresstreichelzoo (und den gibt es im Aquarium tatsaechlich) aufgenommen wurden.

Dienstag, 20. April 2010

Wind - nein danke. Ab durchs Backcountry.

Einige Meilen haben wir versucht, an der Kueste von Morro Bay aus Richtung Norden zu radeln. Wir haben nach 2 Tagen entschieden, dass wir doch lieber mit dem Wind fahren, und das waere bei gutem Wetter Richtung Sueden. Also, erstmal weg von der Kueste und ueber die Sierra ins Weingebiet um Paso Robles.

Um Paso Robles werden sehr fruchtige und ausserordentlich schmackhafte Weine angebaut. Wienproben an jeder Ecke - allerdings ist es fuer uns ein bisschen frueh am Tag.

Schoen gruen ist es in Suedkalifornien im Fruehjahr, und die Zeit der Wildblumen.



Am Highway 58, auf dem man besser nicht nachts unterwegs ist: Er wird auch The drunken Highway genannt, weil Polizeikontrollen rar sind. Landschaft sehr idyllisch, allerdings nicht fuer Camper. Es ist alles eingezaeunt, und zum Zelten fragt man wohl besser den Besitzer einer private property, sonst hat man am Ende noch den Gewehrlauf vor der Nase. Die Farmer selber sollte man schon draussen erwischen, denn gestoert werden will kaum einer - alle Tore sind verschlossen, es gibt selten Klingelschilder und NO Trespassing Schilder laden nicht gerade zum betreten ein. Oje, das ist ja eine tolle Freiheit auf dem Land hier!


Vorlaeufiger Abschied von der Kueste bei San Simeon


Seeloewen-Kolonie noerdlich von San Simeon. Sandwerfen steht hoch im Kurs - man glaubt, dass die Tiere damit Stress abbauen. Ehrlich gesagt kenn ich mich nicht gut aus in der Meeressaeuger-Welt. Sea Elephants, Robben, Seehunde, Seeloewen, was ist jetzt was. Auf jeden Fall geben sie alle lustige Laute von sich.

Montag, 19. April 2010

Schoenes Kuestenklima?

Das Wuestenklima hat mir persoenlich mehr zugesagt. Hier trocknet die Waesche nicht mehr innerhalb von einer Nacht, staendig muss man die Brille putzen und was den Gegenwind angeht, kann die Kueste fast mit der Wueste mithalten. Aber der Ozean ist natuerlich trotzdem toll.

Peer in Cayucos, dahinter Morro Bay mit einer der 9 Schwestern (Vulkan im Wasser)


Morro Bay Embarcadero


In den etwas besiedelteren Gebieten faellt uns Radlern allerdings schnell eines auf: Nur die Strasse ist hier oeffentlicher Ort, alles andere privat und eingezaeunt. Schlechte Zeiten fuer Wildcamper.

Montanha de Oro State Park, steile Klippen und wunderschoene Natur. Gleich um die Ecke allerdings ein Atomkraftwerk. Warum man sowas an einer tektonischen Platte bauen muss, ist mir allerdings schleierhaft. Bisher ging alles gut.


Von Pflanzen am Wegesrand ernaehren? Nein, das muessen wir hier doch nicht. Es gibt doch hin und wieder auch sehr gute Lebensmittel zu kaufen, organic food statt fast food. Mittlerweile haben wir sogar die erste Organic-fast-food-Kette kennengelernt. Hier an der Kueste ist das kein Problem, Versorgungsengpaesse waren eher in der Wueste angesagt.


Apotheke im Wildwest-Style

Bartflechten - sie deuten auf sehr gute und auch feuchte Luftqualitaet hin. Und sie kurieren vielleicht auch unsere laufenden Nasen?

Sonntag, 18. April 2010

An die Kueste zum Relaxen (?)

Oja, in Death Valley und die Mojave-Wueste haben wir wunderschoene Landschaften gesehen und sowohl die Annehmlichkeiten (Waesche trocknet super schnell, im Fruehjahr angenehme europaeisch-sommerliche Temperaturen genossen) als auch Widrigkeiten (kein frisches Obst oder Gemuese, weite Strecken ohne Wasser oder Schatten, alles moegliche Viehzeugs, von dem man lieber nicht gestochen oder gebissen werden moechte) kennenlernen duerfen. Und dann wollten wir wieder raus aus der Wueste, und das war schwer, denn das Wetter hatte sich gegen uns entschieden und wehte uns mit Orkanstaerke entgegen. Da kann man fuer eine Tagesentfernung von 60 Meilen (was bei dem Gepaeck schon nicht wenig ist) schonmal drei Tage brauchen. Uebernachtet haben wir hinter einer Steinmauer, weil das Zelt dem Sturm eh nicht standgehalten haette. Am Morgen des dritten Tages hielt ein Lieferwagen an und ein Syrer (!) fragte uns, ob er uns bis zur naechsten Stadt (Ridgecrest) mitnehmen solle. So haben wir die letzten 12 Meilen im Auto gesessen und waren heilfroh darum.


Mineralsalz-Abbau in Trona, etwa 20 Meilen vor Ridgecrest, unser Wuestenausgang. Starker Gegenwind, und bestimmt viele nicht ganz gesunde Staubpartikel in der Luft.

Hier lassen wir das Death Valley hinter uns. und denken, wir haben die Wueste geschafft. Da fing der Wind aber erst an.

Gluecklicherweise transportieren kleinere lokale Busse auch oft Fahrraeder - ganz im Gegensatz zu Amtrak oder Greyhound, die das Fahrrad nur verpackt mitnehmen.


Dienstag, 13. April 2010

Tecopa Hot Springs und Death Valley

Tecopa Hot Springs, 40 Grad heisse Wuestenquellen, tun unseren geschundenen Knochen gut. Das Wasser wird hier mit dem in Baden-Baden verglichen. Comfort gibt es keinen grossen: zum Uebernachten hat man die Wahl zwischen einer Esokommune und einem staubigen Campingplatz ohne Windschutz. Da wir die Nacht zuvor im Zelt durchwacht haben - es drohte vom Wuestensturm abgerissen zu werden - entscheiden wir uns fuer ein einfaches Zimmer be den Esos.

Antiquitaeten an jeder Ecke, alte Kutsche vor Tecopa-Salz


Da ist es: Death Valley. Wir wussten ja, dass es nicht nur durchs Tal geht, aber dass die Paesse gleich so hoch sein muessen?





Viel strampeln wird belohnt: Wir sind rechtzeitig zur Windblumenbluehte im Death Valley.

Hier sehen wir die ersten anderen Radfahrer: Es findet ein 100 Meilen-Rennen statt und zu solchen Gelegenheiten ist Radfahren auch mal Volkssport.

Leute fragen uns, ob wir deswegen hier sind. Wenn wir von unseren Plaenen, mit den Raedern nach Kanada fahren zu wollen, erzaehlen, ernten wir in der Regel Erstaunen. Vielleicht gar nicht so sehr ob der koerperlichen Anstrengung, viele fragen uns auch, ob wir uns denn sicher fuehlten...

... "Travel safe!" hoeren wir dann oft. Das Misstrauen unter den Menschen hier scheint gross zu sein.



Von Twentyninepalms ueber die alte Route 66


Die Wueste ist des Amis groesster Militaerspielplatz. Hier sind die meisten Sperrgebiete. Was auf denen getrieben wird, erschliesst sich nur amerikanischen Staatsbuergern, die duerfen die Dinger manchmal auch besichtigen.
Damit die Soldaten auch in ihrer Freizeit nicht vergessen, wozu sie da sind, haben FastfoodRestaurant-Besitzer ihre Waende entsprechend anmalen lasssen, so wie hier in Twentininepalms













Auf der Route 66 ist gluecklicherweise auch nur noch Touriverkehr. Die Zeiten, als sie die Hauptverbindung zwischen L.A. und Las Vegas war, sind laengst vorbei. Brad Pitt faehrt heute auf dem Freeway, um sein Erspartes unter die Leute zu bringen.





Der Weg zum Briefkasten ist weit in der Wueste, und der Brieftraeger muss nicht jedes Haeuschen extra anfahren.

Der Salzsee von Amboy an der Route 66 ist nach Backwater (Death Valley) der zweitheisseste Punkt in den USA. Aber: Wir haben ja Fruehling, also locker bleiben!

Eines der tausend Motels an der Route 66, deren Zeit definitiv vorbei ist.


Auf der Suche nach einem Zeltplatz. In Ruhe und im Nirgendwo hat man doch am ehesten seine Ruhe. Motels stehen meistens an Hauptverkehrsstrassen und dann traeumt man von Turbomotoren.

Energien im Ueberfluss - doch Amerikas Wirtschaft geht's schlecht, sagen alle.

Montag, 12. April 2010

Erstes Wuestenziel: Joshua Tree National Park


Joshua Trees in Black Rock Camping
Was braucht man in der Wueste am dringendsten? Wasser. Also erstmal 18 Kilo Wasser in Flaschen und Wassersaecke gefuellt, Colemans Fuel fuer den Kocher gekauft und einiges zu Beissen, dann gings los in Richtung Joshua Tree National Park, in die Mohave-Wueste. Zwei Tage sollte die Tour bis zum Parkeingang dauern, in denen wir uns in erster Linie auf die Strassenverhaeltnisse neu einstellen mussten. Keine Fahrradwege, wie wir es von daheim gewohnt waren. Amerikas Strassen sind breit, aber Autofahrer brauchen offensichtlich mehr Platz hier. Trucks, Motorraeder und Pick-Ups sind die breiten vorherrschenden Verkehrsmittel, und alle machen mindestens fuenfmal so viel Laerm wie ein deutscher Mittelklasse-Wagen. Ob man da als Radler immer so gut gesehen wird?

Joshua Trees gibt es in der ganzen Mojave-Wueste, aber besonders viele im Joshua Tree National Park. Ansonsten gibts dort viel Fels und Gestein, auf dem geklettert wird. Leider nicht von uns, aber man kann schliesslich nicht alles auf eine Fahrradreise mitnehmen...


Jetzt ist richtig Wueste, und es gibt kein wildes Wasser mehr. Das letzte Mal fuellen wir die Wasservorraete am Parkeingang auf. Der Verkehr wird ruhiger, denn das hier ist Urlaubsgebiet.

Barker Dam, eine kuenstliche Oase - von Rancherm fuers Vieh angelegt. Irgendwann in der Vergangenheit hat es hier auch mal mehr geregnet als jetzt.

In der Wueste muessen wir uns natuerlich noch mehr als sonst gegen die Sonne schuetzen - der Coolness-Faktor steigt.