Sonntag, 26. September 2010

Last Stop Calgary


Wir sind auf dem Weg nach Hause. Ein paar Tage in Calgary liegen noch vor uns, bevor wir das Flugzeug besteigen und uns die deutsche Heimatrealität in Frankfurt wieder einholen wird.


Der Herbst in Ölboomtown Calgary ist findet früh im Jahr statt (September) und ist kurz. Wir sind bei einer Freundin untergekommen und haben so auch eine kundige Führung im Stadtgewimmel bei uns.




Wir verabschieden uns von Kanada und unserem wilden letzten halben Jahr mit einem Ausflug in die herbstlichen Rockies.

Montag, 20. September 2010

Alles Bio

Eine Woche auf dem Kettle Railway hat ausgereicht, unseren Enthusiasmus fuer Backcountry-Roads zu glaetten und meinem Ischias den Rest zu geben. Das Geholper haelt ja kein Mensch aus! Vielleicht sind wir aber auch einfach muede vom Unterwegssein.
Wir beschliessen, mal fuer etwas laenger auf einer "echten" Biofarm auszuhelfen. Durch unsere neuen Bikerfreunde von der Strasse haben wir Kontakt zu einer Farm im noerdlichen Okanagan (Shuswap-Region) bekommen.
Schliesslich kann es nie schaden zu wissen, wie man Essen anbaut. Wer weiss, wie lange es noch Supermaerkte gibt in dieser Welt?

Farmhaus am Notch Hill, bei Salmon Arm. In der Umgebung gibt es viele Seen, das Land ist huegelig, die Saison relativ kurz. Spaetestens im Angesicht des gedeckten Tisches wird klar: Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Samenernte und Vorbereiten der Felder fuer die folgende Saison.


Das Wetter wechselt haeufig gegen Saisonende, und der laedierte Ruecken putzt am liebsten Zwiebeln und Knoblauch im Gewaechshaus...

... oder draussen.

Ein gestresster Ischias laesst sich leider nicht so einfach bei der Gartenarbeit kurieren. Auch nach laengerem hoffnungsvollen Zuwarten und mehrerer Besuche bei der Physiotherapeutin faellt die Verbesserung gering aus. Immer mehr reift die Idee in uns, doch frueher nach Hause zu fahren, schliesslich haben wir ja auch wahnsinnig viel gesehen und erlebt. Warum den Kopf mit noch mehr Eindruecken vollstopfen? Wir koennen ja irgendwann wieder los :-)
Wir kommen deshalb am 26. September nach Deutschland zurueck und freuen uns jetzt schon sehr darauf, unsere Familie und Freunde wiederzusehen.

Montag, 13. September 2010

Auf alten Bahngleisen unterwegs nach Osten

Im Sueden von Kanada gibt es eine ganze Reihe von Moeglichkeiten, auf stillgelegten Bahnstrecken wenig besiedelte Gebiete zu durchradeln. Geld und Profit waren der Antrieb, den Kettle Valley Railway durch unwegsames Gelaende zu bauen. Keine andere Bahnstrecke hat wohl soviel Geld gekostet, aber um wertvolle Rohstoffe von abgelegenen Minen wegzutransportieren, gab es keine andere Moeglichkeit. In den 60er Jahren wars aus mit der Bahn, deren spannendste Abschnitte vielen Passagieren vorenthalten wurden, weil die Betreiber ihnen den Blick in den Abgrund nicht zumuten wollten. Die Schienen wurden entfernt, nicht so einige Bahnhoefe, Tunnels und Bruecken.
Wir freuen uns auf einsame Wege ohne laermenden Verkehr. Erst muessen wir es allerdings aus Vancouvers Verkehrschaos herausschaffen. Ein Pendlerzug bringt uns bis nach Mission, von dort sind es noch 90 Kilometer nach Hope, wo der Kettle Railway beginnt (oder endet).

Moderne Passagiere gehen nicht aus dem Weg, wenn jemand anders schneller ist, sondern lassen sich lieber hetzen.

Juergen zieht seinen neuen Mantel auf das Hinterrad, um im losen Geroell besser voranzukommen. Leider ist der Weg in der Regel ein Kiesbett, kein schoener Feldweg, was das Radeln ziemlich anstrengend macht.

Sehr frischer Baerendreck - Meister Petz laesst sich von unserer Anwesenheit nicht sonderlich beunruhigen und laeuft auf der Strasse vor uns her. Rechts gehts ihm wohl zu steil den Berg rauf, links ists nass. Leider muessen wir an dieser Stelle wieder diejenigen enttaeuschen, die das Wildlife mal abgelichtet sehen wollen. Bevor ich anfange, nervoes und aufgeregt an der Kamera rumzunaesteln, geniesse ich in der Regel lieber den Moment.

Die sind mit schuld daran, dass Hiker und Biker tief in den Schotter einsinken: Motorisierter Gelaendespass macht nicht nur aetzenden Laerm, sondern allen anderen das Vorankommen schwer. Diese Gesellen waren wenigstens so freundlich, uns mit einem gekuehlten Bier zu verkoestigen.
Rote Felsen am River nach Princeton. Tulameen heisst das nahegelegene Oertchen und meint in Native Language genau das.

Verschiedene Ueberbleibsel der alten Bahnstrecke. Bruecke ueber den Coquihalla River und

Pavillion im Grasland um Princeton.

Dunkel und angenehm kuehl in den Tunneln ist es. Nur sieht man nicht, wo man hin faehrt. Nichts fuer Klaustrophobiker.

Kaffee, Muffins und Frischwasser am Morgen nach einer langen anstrengenden und heissen Fahrt durch das Grasland. Hier goennen wir uns ein Stueckchen Highway, der in diesem Fall immerhin ein harte Sandpiste ist.

Im Okanagan Valley angekommen. Die trockenste Gegend von BC erstreckt sich zu unseren Fuessen. Hier werden viel Obst und Wein angebaut.

Um Pentiction am Okanagan Lake.


Richtung Myra Canyon

Von den Bahnarbeitern genutzter Steinofen fuer frisches Brot mitten in der Pampa (bei Kelowna).


In Kelowna beschliessen wir, den Kettle Valley Railway zu verlassen - keine Lust mehr auf Schotter, unsere Wirbelsaeulen und Knie stoenen. Ohne Gepaeck ist der Weg eher zu empfehlen.
Wir haben eine Mitfahrgelegenheit nach Sorrento mit einem Biobauern, bei dem wir das Biobauen lernen wollen.

Donnerstag, 9. September 2010

Lost in Vancouver

Nach so vielen Wochen ohne Aufenthalt in groesseren Siedlungen hat uns die Zivilisation in Vancouver, der Olympia-Metropole, schnell wieder eingeholt. Wie es sich fuer eine Grosstadt gehoert, riecht es an jeder Ecke anders und meistens nicht besonders gut, die Menschen eilen mit stierem Blick durch die Gegend, alles ist voller Laerm und sehr teuer. Immerhin scheint die Sonne und Vancouver ist ein asiatisches Fastfood-Paradies. Solange man sich nicht darum schert, was das fuer Nahrungsmittel sind die hier auf den Tisch kommen, schmeckt es hervorragend. Die Vancouveraner sind begeisterte Radler und man sieht sie auf den modernsten Drahtreseln auf Bike Routes durch die Innenstadt pesen. Leider kann man das Rad nirgends stehen lassen - zuviele werden geklaut.
Warum wir nicht auf dem Land geblieben sind? Die Woche mit dem Mietauto ist um, genauso wie ueber die Haelfte von Robbsen und Tobaias Urlaub.

Blick von der Lions Bridge auf Downtown Vancouver

Abendstimmung an der English Bay, Beach von Westend. Wer hier oeffentlich trinkt, wird von Polizisten in Zivil zum Ausleeren seiner Flasche aufgefordert. Flasche in Papiertuete ist ok. Eine dieser seltsamen Regeln die sich auch den Kanadiern nicht so richtig erschliessen.

Wasserspielplatz fuer Nacktfroesche im Stanley Park

Totems in Stanley Park, Spielplatz fuer Fotografen


Wen man nicht so alles trifft am anderen Ende der Welt. Mittagspause am Hafen.

Harbour Market Place mit Asiaschnellrestaurants. Little Japan Sushiparadies.

Du Don Air?

Ein grosser Kellnersport ist es, moeglichst unterschiedliche Bilder in den Milchkaffee zu zaubern.

Dienstag, 24. August 2010

Auf dem Weg nach Sueden

Mount Robson, unser erstes Ziel in den Rocky Mountains und ungefaehr 2100 Kilometer von Whitehorse entfernt...


Schoen war es im Yukon. Die laengere Pause vom Radfahren hat uns gutgetan und wir sind wieder heiss auf unsere Drahtesel. Aber erstmal liegen 1800 km mit dem Auto auf dem Alaska Highway vor uns. Zum Glueck haben wir Leute gefunden, die uns mit dem Jeep nach Prince George mitnehmen, sonst waere die Fahrt wahrscheinlich nicht nur anstrengend, sondern auch zum finanziellen Disaster geworden.


Pioniere mit Tenttrailor auf dem Weg nach Prince George, hier in Watson Lake. Der
Himmel ist rauchig von einem der vielen in BC wuetenden Buschfeuer.

Watson Lake Schilderwald: Der Alaska Highway wurde in den 40er Jahren innerhalb von 9 Monaten von den US-Amerikanern gebaut. Er fuehrt ueber 2350 Kilometer von Dawson Creek nach Fairbanks, Alaska, und ist ein bezeichnendes Beispiel fuer das Ausmass der amerikanischen Paranoia und der Angst, die Japaner koennten in Alaska einfallen. Strassenarbeiter wurden aus ganz Nordamerika rekrutiert. Sie stellten Schilder auf, welche die Entferungen zu ihren Heimatorten angaben und bis heute bringen Touristen Schilder ihrer Heimatstaedte hierher, so dass der Schilderwald waechst und waechst.


Zweieinhalb Tage im Auto waren schlimm, aber Vivien und John haben uns in Prince George mit leckerem Essen, ausgezeichnetem selbstgekelterten Wein und guter Laune wieder aufgepeppelt. Jetzt kann es losgehen Richtung Rocky Mountains, wo wir Robbsen und Tobaia am Mount Robbsen, ...äh, Robson, treffen wollen.

Keney Lake, erstes Ziel auf dem Berg Lake Trail. Noch schmunzeln wir ueber die humpelnden Rueckkehrer, die uns auf dem Weg in das Tal der tausend Wasserfaelle entgegenkommen, wohlwissend, dass wir nach 40 km steinigen Trails ebenso nach einem Becher Cola lechzen werden.

Mount Robson, letzte Pause vor dem Umdrehen. Manchmal ist es besser, wenn man nicht weiss wieviel Weg noch vor einem liegt.


Emperor Falls
. Beeindruckend, wie die Wassermassen hier ins Tal stuerzen. Der Wind fuehrt dazu, dass wir gletscherkalt duschen, um das rauschende Naturwunder aus der Naehe zu betrachten.

Die lustigen Wandergesellen auf der Parker Ridge, Columbia Icefield. Dank des diesigen Wetters verschmelzen Gletscher und Himmel zu einem undefinierbaren grauen Etwas.


Ein Wasserloch auf dem Iceline Trail im Yoho Nationalpark. Die Sonne hat wieder Macht.

Ein Streifenhoernchen posiert.

Sonntag, 1. August 2010

Weglos in Kluane National Park Wilderness

Duke Valley: Zusammenfluss von Duke River und Grizzly Creek

Dank Stephan, einem ehemaligen Nachbarn aus der Dettinger Ringstrasse der jetzt in Whitehorse lebt, hatten wir die Gelegenheit, mit einer Gruppe fuer 9 Tage im Kluane NP wandern zu gehen. Wir waren von Anfang an sehr gespannt auf diese Tour, zumal wir sie zu zweit wohl eher nicht gewagt haetten. Der Kluane ist Wildnis, es gibt kaum Pfade und keine menschlichen Hinterlassenschaften bis auf ein paar Rangerhuetten. Ausserdem ist das Gebiet, wie auch die angrenzenden alaskanischen St. Elias Mountains, fuer die hoechste Grizzlydichte bekannt. Die Grizzlies sind es wiederum fuer ihre Unberechenbarkeit. Je groesser die Gruppe, desto sicherer darf sich der Hiker fuehlen: Es ist kein Fall bekannt, bei dem eine 7- oder mehrkoepfige Gruppe von einem Grizzly attackiert worden ist. Wir waren zu sechst und haben (leider oder gluecklicherweise?) keinen einzigen von ihnen gesehen - sie aber sicherlich uns. Viele frische Spuren und Kot verrieten ihre Anwesenheit.

Grizzly-Vorderpfote

Grizzlykot, aber bestimmt schon 1 Jahr alt.

Pfotenabdruck von einem Wolf.










Am Abend vor dem Loslaufen am Trailhead gibt es die letzte dicke proteinhaltige Mahlzeit: Bei Haines Junction ist eine Lastwagen mit einer Ladung aus tiefgefrorenem Alaska-Seelachs umgekippt und ein freundlicher Mann hat uns einen 8 Pfuender aus seiner Beute abgegeben. Danach heisst es erstmal 9 Tage lang dehydriertes Essen knabbern.


Fuer uns ist es die erste Tour im Kluane, nicht so fuer Vivien und Stefan. Vivien hat viele der Routen im Kluane Nationalpark veroeffentlicht und ist Autorin des Wanderfuehrers "Hiking in the Kluane NP". Das Ziel unserer Tour ist weit gesteckt: Wir wollen bis zum Kluane Gletscher laufen, das heisst: zwei Paesse und drei Fluesse (Duke, Grizzly und Bighorn) ueberqueren um dann am Rand des grossen Eisfeldes entlang bis zum oberen Donjek River vorzudringen, der aus dem Kluane Gletscher entspringt.


Am Duke River: Vorbereitung auf die Flussueberquerung, also Sandalen und gegebenenfalls Gortex-Socken gegen die Kaelte anziehen.

Driftwood Naturkunst am Duke

Am Pass zum Bighorn River ist es steinig.

Auf einem Vorsprung ueber dem Bighorn River, im Hintergrund Bighorn Canyon und Donjek-Gletscher, der nach etwa 45 km Wanderschaft in den Donjek River kalbt. Auf den Hoehen das groesste zusammenhaengende Eisfeld suedlich des Polarkreises (ca. 61. Breitengrad). Hier geht es fuer uns leider nicht mehr weiter: Mit dem Fernglas sind die Wassermassen des Bighorn zu erkennen und an eine Ueberquerung ist nicht zu denken.

Easy Walking im Flusstal des Duke.

Vivien am Cache Lake, mit Blick auf das Eisfeld.

Kleines Zelt, grosser Steinhaufen.

Reste eines abgestuerzten Bergschafs.

Auf Entdeckertour den Grizzly-Creek hoch. Wir haben noch Zeit, ein paar Seitentaeler und die Grizzly-Ridge zu erlaufen.

Entlang Copper Joe Creek Richtung Trailhead.

Unsere Gruppe auf der Grizzly-Ridge, im Hintergrund Duke River.

Kluane-Impressionen: versteinertes Holz, Camp am Copper Joe Creek, Sheep Mountain Warden Station am Alaska Highway, abgeworfenes und ausgebleichtes Elchgeweih, Canyonmarsch, Teepause am Grizzly-Creek.