Dienstag, 25. Mai 2010

Astoria - Community Place

Eigentlich hatten wir einen kurzen Aufenthalt in Portland, der angeblich fahrradfreundlichsten Stadt der USA, 60 Meilen von der Kueste entfernt, vorgehabt, unsere Plaene dann aber geaendert, weil es an der Kueste so gut lief: Das Wetter eher wechselhaft, dafuer aber schoener Rueckenwind. Sie ist abwechslungsreich, die Kueste, aber leider kann man ja nicht staendig anhalten und rausfahren, sonst kommt man auch nicht vorwaerts.


Beachbay Campground bietet guten Schutz vor Sturm und Regen: das Buschwerk bildet regelrecht ein Dach ueber dem Zelt.

Radfahrer druecken aufs Knoepfchen, und schon blinkt das Licht.

Ginster gibts wohl ueberall...




Man beachte meine wahnsinnig schicken neuen Beinlinge. Bei zwei Maedels aus Colorado gesehen und gleich gekauft. Sitzen genial, waermen und bieten reichlich Bewegungsfreiheit. Die Cordhose hat ausgedient.

Trash Bash Festival in Nehalem: Was tun mit altem Schrott? Am besten als Klamotte recyclen!


So treffen wir am Abend des 20 Mai in Astoria ein, Oregons noerdlichster Stadt an der Kueste und gleichzeitig die aelteste Stadt westlich des Mississippi. Lewis' und Clark' lange Reise ueber den Kontinent endete hier. Ein sehr nettes Staedtchen, viel Fischerei, Kneipen, Farmers Market und eine 7 Kilometer lange Bruecke nach Washington State.
Gluecklicherweise sind wir Jay auf dem Highway begegnet. Er laedt uns ein, auf seinem Segeboot zu uebernachten, was wir dankbar annehmen. Er ist so freundlich, uns am Abend auf ein Konzert mit lokalen Bands mitzunehmen und am naechsten Tag seine Stadt und die Umgebung zu zeigen. Es tut so gut, auch mal im Auto herumkutschiert zu werden!


Astoria Harbour: Keine Ahnung ob wir das segeln koennten, zum Schlafen ist das Boot auf jeden Fall sehr gut geeignet.
Wir sind ganz ueberwaeltigt von so viel Unkompliziertheit und davon, einem einfach guten Menschen begegnet zu sein.

Fort Stevens State Park: gesunkenes Schiff, das immer wieder durch die Gezeiten vom Sand begraben wird

Sea Lion Maennchen (erkennbar an den Oehrchen und den grossen hinteren Flossen) im Hafen von Astoria

Bumble Bee Thunfisch kommt aus Astoria


5 Meilen vor Washington State: Auffahrt auf die Bruecke ueber den Columbia-River,
Bye bye Oregon!




Mittwoch, 19. Mai 2010

Es wird noerdlich

Seit fast einer Woche sind wir nun in Oregon, und obwohl das Wetter hier durchwachsen ist, gefaellt es uns sehr gut. Die Leute sind superfreundlich und im Alltag entwickeln sich viele Gespraeche mit ihnen, zum Beispiel an der Kasse vom Einkaufsladen, beim Imbiss oder eben auch am Highway. Sehr interessante Leute haben wir getroffen: Einen Goldsucher, der mit dem Fahrrad die Kueste von Seattle aus runtergefahren ist und dann entschieden hat, dass er zu alt ist zum Radfahren. Er hat das Rad verkauft und sich ein Motorrad zugelegt, um damit seine beiden Claims (Goldsuchgebiete) am Mount Shasta in Kalifornien zu erreichen. War mir gar nicht so klar, dass es heute immer noch Leute gibt, die auf der Suche nach Reichtum Flusswasser waschen, aber offensichtlich stroemen sie in Scharen in bestimmte Gebiete. Der Beiname "The Golden State" hat also wohl immer noch seine Berechtigung.
Oder die beiden Hanfbauern: In Oregon ist "medical Pot" (also medizinisches Marihuana) legal und wird folglich auch kommerziell angebaut. Alles organic of course.


Happy trotz Wind und Wetter...

Wir sehen mehr Radler als in Kalifornien, trotzdem sind wir noch eindeutig 1 oder 2 Wochen vor der eigentlichen Saison hier. Das heisst einigermassen ruhige Strassen, obwohl fast die gesamte Route auf Highway 101 verlaeuft, und schoene leere Stellen zum Campen, auch auf den Campgrounds (die fuer Biker uebrigens nicht mehr als 5 Dollar pro Person kosten!).

Ebbe in der Sunset Bay nahe Charleston

Winchester Bay, Fish and Chips on the boat


Hier doch lieber auf dem Gehweg, sonst schrubbt man sich die schoenen Ortlieb-Taschen noch am Bordstein auf (alles schon vorgekommen), North Bend Bridge


Schoener Platz fuer ein Nachmittagspaeuschen, irgendwo hinter Gold Beach

Was ein bisschen doof ist: An den Tankstellen duerfen wir kein Bezin kaufen, da es vom Gesetz her verboten ist was anderes zu befuellen als bestimmte 1-Gallonen-Kanister oder Autotanks. Aber wir wollen natuerlich keine Gallone (fast 4 Liter) Benzin mit uns rumfahren. Naja, mal sehen wie wir das Problem loesen.

Typisch Oregon: Viel Wald, viel Seen, viel Wind und Wetter.

Die Kueste ist hier weniger wild als in Nord-Kalifornien, dafuer gibt es aber sehr viele Duenen. Da brausen die Leute ganz gerne mit ihren ATVs ueber die Kaemme, deshalb ist es nicht immer so ruhig, wie es sein koennte. Fragt mich bitte keiner, fuer was ATV steht, es sind auf jeden Fall sowas wie 4-Rad-betriebene Kettcars oder Squads.

Gut, dass Autofahrer immer wieder an uns Radler erinnert werden!


Samstag, 15. Mai 2010

Welcome to Oregon


Seit heute sind wir in Oregon!



Man sagt, die Leute leben hier bewusster... in erster Linie bekommen wir als Radfahrer das dadurch mit, dass wir auf der Strasse mehr respektiert werden: Breiter Seitenstreifen als Radweg, viele Schilder, extra Ampel an Bruecken und ueberall freundliche Gesichter und neugierige Fragen nach dem Woher und Wohin.
Und wir haben den ersten fresh and handmade Burger gegessen!



Beach - Win Tsun

Norden macht gute Laune

Und das stimmt wirklich, je weiter wir in den Norden kommen, desto freundlicher werden die Leute. Vielleicht schlaegt der viele Regen doch nicht aufs Gemuet?
Auch wunderschoene Straende findet man entlang der Kueste Nordkaliforniens, etwas versteckter und wegen der Klippen unzugaenglicher als in Suedkalifornien, aber dafuer hat der Beachbesucher hier auch eher mal seine Ruhe und kann sich dem Betrachten des Meereslebens widmen statt die neuesten Bikini und Surfmodelle abzuchecken.

Sonnenuntergang kurz vor Patricks Point: Hier sehen wir die Fontaenen der Grauwale, die auf ihrem Weg nach Alaska hier vorbeikommen.

Sehr langer Strand auf Point Reyes National Seashore. Die Halbinsel wandert langsam die kalifornische Kueste nach Norden, und hat deshalb eine ganz besondere Auswahl an Fauna und Flora zu bieten. Wir uebernachten im Sky Camp, wohin wir erstmal 400 Meter aufsteigen muessen. Bei dem Namen haetten wir uns das eigentlich auch denken koennen!

Point Reyes Wald im Abendlicht


Und manchmal Offroad - ein richtiges Abenteuer fuer die Gepaecktaschen, Marin Headlands

Redwood-Holz ist sehr bestaendig, macht also auch als Treibholz eine gute Figur


Wildlife on the Ocean, heute orangener Seestern in Begleitung junger Seeanemonen,
Enderts Beach am Nickel Creek



Keine Montage, die Kamera steht senkrecht! Ueberhaengende Klippen am Patricks Point

Mittwoch, 12. Mai 2010

Northern California - Redwoodland


Klein und unbedeutend sind wir!

Seit ein paar Tagen fahren wir durch die Redwoods. Wahnsinn, diese Baeume, werden bis zu 2000 Jahren alt und es gab sie schon, als auch noch Dinosaurier auf der Erde lebten. Urzeitlich sehen sie auch aus: die Rinde ist wahnsinnig dick (bis 2 Handbreit), roetliches Holz und meistens eine ziemlich ausgefranste Krone. Da sie so hoch in den Himmel ragen - der hoechste Redwood ist glaube ich 115 Meter hoch oder so - muessen sie naemlich auch einiges aushalten. Aeltere Baeume sind meistens viel kleiner als juengere, weil ihre Krone irgendwann einem Unwetter zum Opfer faellt.


Juergen in einem der gluecklichsten Momente seines Lebens ...

Hier an der Kueste von Nordkalifornien gibt es die groessten zusammenhaengenden Bestaende dieser Mammutbaeume, als Menschlein kommt man sich da richtig winzig vor. Sie stehen sehr oft in Gruppen zusammen, graben sich also nicht gegenseitig das Wasser ab wie verschiedene andere Lebewesen auf diesem Planeten. In mancher HInsicht aehneln sie, finde ich, damit Pilzen, sie bilden sogar Hexenringe.


Ausser dieser grossen und beindruckenden Baeume gibt es hier auch viel Wildlife. In Acht nimmt man sich nicht nur vor den Schwarzbaeren, die man in der Regel eh nicht zu Gesicht bekommt. Seine Lebensmittel und Toilettenartikel schuetzt sollte man auch vor Kleinvieh wie dem Luchs, den Waschbaeren und zahlreichen Voegeln schuetzen. Deshalb: Immer schoen alles auf die Baeume haengen oder in einen Foodlocker stopfen.

Dienstag, 4. Mai 2010

San Francisco

Ja, von Big Sur bis San Francisco sind es doch einige Meilen. Dazwischen liegt unter anderem Santa Cruz, die Surfer- und Skater-Stadt. Leider gibt es von dieser Strecke jedoch keine im Moment verfuegbaren Fotos, denn bei der Datensicherung ist meine SD-Karte kaputtgegangen (die Fotos sond gluecklicherweise rechtzeitig auf er DVD gelandet, puuh, nochmal Glueck gehabt).
Jetzt also San Francisco: Aus unseren geplanten ein bis zwei Wochen in der so hochgepriesenen Stadt sind drei Tage geworden.

Wir haben unseren Aufenthalt aus mehreren Gruenden verkuerzt: A) Das Leben in der Stadt ist sehr teuer. B) mit dem Fahrrad gibt es zwar Moeglichkeiten zur Entdeckung, aber man kann das Radel nirgends stehen lassen, weil die Stadt so fahrradhungrig ist (sprich, es werden sehr viele Raeder geklaut). C) Nach so viel Natur und der Ruhe im eigenen Zelt hat uns das Stadtleben ganz schoen zugesetzt. Die Naechte im eigentlich sehr netten Hostel waren alles andere als erholsam - zu eng, zu viele Menschen und Geschnarche.



















San Francisco





- Stadt der Gegensaetze: Die Stadt ist erst ca. 170 Jahre alt, was ja in europaeischen Massstaeben gar nichts ist. Die Kontraste sind gross: Buerotuerme und andere Maschinenraeume des Kapitalismus direkt neben Chinatown, dem Ort, wo nach Manhattan am meisten Menschen auf einem Fleck leben, von denen eine Mehrheit mit weniger als 10000 Dollar im Jahr auskommen muss. Schickimicki-Boutiquen im Stadtzentrum, wo es auf der Strasse viel Kurioses zu entdecken gibt, so wie den Mann, der auf der Strasse sitzend Beschimpfungen gegen ein kleines Entgeld anbietet. Bio-Lebensmittellaeden im Schwulenviertel, mit Ziegenkaese aus einem kleinen italienischen Bergkaff im Angebot. Wer kommt auf die Idee, den nach San Francisco zu holen? Und sehr viele Obdachlose, junge wie alte, Drogenabhaengige, egozentrische Selbstdarsteller.










Chinatown




Sehr schraeg: Manche Gassen haben eine Steigung von 20%




Skyline des Financial Districts







Blick vom Hostel am Fishermans Warf auf die groesste aller Haengebruecken
Golden Gate Bridge






Auf dem Weg in ruhigere Gefilde: Jenseits der Golden Gate Bridge liegt Marin Headlands, ein gruenes huegeliges, kaum besiedeltes Erholungsgebiet.
Mal wieder windig ist es, deshalb mit Jacke trotz stahlblauem Himmel und Sonnenschein. Im Nebel haben wir die Bruecke in den vier Tagen, die wir hier waren, nicht gesehen, obwohl das wohl die Regel ist.


Bunt bemalte Briefkaesten im Segelhafen von Sausalito












Off Road Biking in den Marin Headlands. Auf der Suche nach unserem Platz fuer die Nacht.