Donnerstag, 24. Juni 2010

Haida Gwaii, eine andere Welt


Vor einer knappen Woche sind wir mit der Faehre auf Haida Gwaii gelandet, einer grossen Inselgruppe im Nordpazifik. Auch wenn die See bei unserer Ueberfahrt relativ ruhig war, habe ich immer noch ab und zu Schwindelanfaelle, als wenn mich eine Welle umwerfen wuerde. Sealegs nennt man das hier.





Wir wohnen auf Graham Island in der Naehe von Queen Charlotte City, dem wirtschatlichen Zentrum der Inseln und wwoofen bei Sandra und David, die gerade einen Bikeshop eroeffnet und keine Zeit mehr fuer ihren Garten haben (Wwoofen bedeutet auf einem Biohof aushelfen fuer Essen und Unterkunft). Uns gefaellt das sehr gut, die Arbeit macht Spass und es bleibt genug Zeit, die Insel zu erkunden.

Douglas, ein Woofer aus Neuseeland, auf dem Weg zu seinen Hosts. Die Leute auf Haida Gwaii moegen organic farming und viele versuchen sich als Selbstversorger.

Unser Wwoof-Hof (wir wohnen im Souterrain, was nach 3 Monaten Zelten eine Wohltat ist).

Queen Charlotte City mit Blick auf Maude und Mosby Island.

Das Pesuta Schiffswrack im Naikoon Provincial Park. Erreicht man zu Fuss durch einen dichten Wald und einen Strand voller Treibholz.

Auf Haida Gwaii regnet es ungefaehr viermal so viel wie in Deutschland - also staendig. Vorallem in den Wintermonaten ist hier Durchhalten angesagt. Das Klima ist mild, Schnee gibt es dann nur in Hoehenlagen. Die Leute sagen, die hohe Luftfeuchtigkeit haelt den Teint jung. Offensichtlich bringt es die Pflanzenwelt zum Gruenen und Gedeihen (s.u.).

Blow Hole Trail (North Beach)

Tow Hill, Mooskissen auf den Aesten statt Blaetter

Traegt schwer...


Ja, schon mal schoen, ein Auto zur Verfuegung zu haben. Aber auch ganz schoen langweilig :-) Mit dem Fahrrad oder zu Fuss erlebt es sich irgendwie "direkter". Vielen Dank an Sandra und David, dass sie uns so freigiebig ihre Autos und Kajaks ausgeliehen haben!



Das Jasper Totem. Jasper ist eine Stadt in den Rocky Mountains und hat die letzten 94 Jahre ein Haida Totem beherbert. Letztes Jahr wurde es als einsturzgefaehrdet eingeschaetzt und abgebaut, und in Vancouver fuer seine Rueckreise nach Haida Gwaii vorbereitet. Es kam mit unserer Faehre hierher, um dann weiter in den Norden nach Masset transportiert zu werden, wo es letzten Montag in einer Zeremonie in Masset "repatriiert" wurde. Wir waren natuerlich dabei.





Ein bisschen wie Kirche - alle sind eingeladen, singen eine Melodie, manche raeuchern Opfergaben fuer die Urahnen und nach 10 oder 20 Runden Melodie ist der Spuk vorbei. Dann gibts weltliches Essen.


Am gleichen Tag wurden noch 6 andere Totem gesetzt, zwei davon am Eingang von Old Masset, dem Zentrum der Haida Kultur.

Dienstag, 22. Juni 2010

Bootfahren leicht gemacht - Sailing the Inside Passage

Wie ueberwindet man am besten mehrere hundert Kilometer ohne groessere Anstrengung und bei bester Aussicht? Mit der Faehre!

Boarding Time 5:30 a.m.

Muede vom fruehen Aufstehen und einer naechtlichen Kochaktion besteigen wir in Port Hardy die BC-Faehre nach Prince Rupert, was Luftlinie ca. 500 Kilometer entfernt liegt. Mit dem Fahrrad haetten wir doch glatt 1600 Kilometer zuruecklegen muessen, da es direkt an der Kueste gar keine Strasse gibt.

Viele Passagiere mieten sich kleine Kabinen, um auf der 15 Stunden dauernden Fahrt ein bisschen Privatsphaere zu geniessen.


Wir lungern mit den anderen Low-Budget-Travellern auf den Decks herum, was angesichts der zahlreichen bequemen Sessel und der schoenen Aussichtsplatformen auch so die Reiseart unserer Wahl gewesen waere.

Einer von zahlreichen verlassenen kleinen Leuchttuermen. Hier, auf den bewaldeten wilden Inseln der "Inside Passage" ist das Wildlife zu Hause. Wer zu Fuss gehen moechte, nimmt am besten eine Machete und Schwimmflossen mit.

Open Water hinter, Fjordland vor uns

Aha, Schnee! Wir fahren wohl wirklich Richtung Norden. Mit etwas Glueck kann man Baeren und Moose beim Wildwechsel ueber den Fjord beobachten. Wir haben immerhin Wale gesehen, sowohl die Fontaenen als auch die Schwanzflossen.

Wir haben Glueck mit dem Wetter: In der Regel versinken die schneebedeckten Berge in dicken Regenwolken.

Fischer gehen bei jedem Wetter arbeiten und richten sich nach Ebbe und Flut statt Tageszeiten.


Total geflasht von soviel Aussicht.

Kurz vor Prince Rupert, 22 Uhr.



Nach einer kurzen Nacht in Prince Rupert und vielen Tassen Kaffee geht es mit der naechsten Faehre nach Haida Gwai, ehemals Queen Charlotte Islands. Die ueber hundert Inseln werden von nur sehr wenigen Menschen bewohnt, 30 % davon Haidas, eine der groesseren First Nations in Kanada. Es gibt nur etwa 150 km geteerte Strasse auf den zwei Hauptinseln Graham und Mosby, ansonsten bewegt man sich mit Boot oder Wasserflugzeug fort. Wir sind gespannt auf unseren ersten Wwoof-Hof.



Sonntag, 20. Juni 2010

That's Canada

Wer haette gedacht, dass Vancouver Island so gross ist: Sage und schreibe 500 km liegen zwischen Victoria im Sueden und Port Hardy im Norden. Das hat dann doch ein paar Tage gedauert, war aber sehr interessant und schoen.
Der Sueden der Insel ist relativ dicht besiedelt und so fiel uns gar nicht weiter auf, dass wir uns ja bereits mitten im Bear-Country befinden! Ab Campbell River, etwas noerdlicher als die Mitte der Ostkueste von Vancouver Island gelegen, gibt es laut "Suedlaendern" nichts mehr - dort beginnt die Wildnis. Das bedeutet, der Highway vorne, rechts und links davon Baeume, Farne, Buesche. Oft so dicht, dass an Zeltaufstellen nicht zu denken ist. Da bleiben dann nur die sogenannten Logging-Roads, die Wege der Holzindustrie, oder Rest-Areas, welche aus verschiedenen Gruenden auch nicht ideal fuers Uebernachten sind. Man kann nur hoffen, dass die hier rastenden Traveller immer schoen alle Essensreste in den dafuer vorgesehenen bear-proof Muellkontainern entsorgen, denn die gefaehrlichsten Baeren sind die sogenannten Garbagebears (Muellbaeren), welche an menschliche Nahrung gewoehnt sind.

Highway 19 auf Vancouver Island zwischen Campbell River und Port Hardy. Unser Bikebuch sagt, auf diese Strecke haetten viele Radler gerne verzichtet. Koennen wir gar nicht nachvollziehen, denn so haben wir uns Kanada auch irgendwie vorgestellt.

Entspannungsbiken ohne Gepaeck auf Newcastle Island (Nanaimo - South Vancouver Island)

Letzter Blick von Victoria BC in die USA: Die Olympic Mountains zeigen uns endlich mal ihre schneebedeckten Gipfel, nachdem sie sich 2 Wochen hinter dicken Wolken versteckt gehalten haben.

Woodcarvings stehen hoch im Kurs auf Vancouver Island. Ein freundlicher Kanadier raet uns: Save money and put your tent up somewhere in the woods or on the beach. And when somebody asks you what you're doing, just look like a sad dog and say "no english" and "apology". Vielleicht gucken wir uns den traurigen Blick von diesem Hund ab.

Es gibt zwar keine Grizzlies auf Vancouver Island, dafuer aber Schwarzbaeren und die will man ja auch nicht gerade nachts im Zelt haben. Also ab jetzt gilt: nie das Essen im Zelt lassen und alles auf die Baeume binden, wenn man schlaeft. Im Foto Juergen, wie er das Nachtlager unseres Essens wieder abbaut.



Wildlife on the streets! Vieler Vorwarnungen auf Schildern und durch Leute zum trotz haben sich Baer, Cooker, Moose und Co. bisher immer erfolgeich vor uns versteckt.
Seakajaking waer auch noch mal etwas zum Ausprobieren. Ist leider gerade sehr im Trent und deshalb an den meisten Orten recht teuer (hier in Courtenay, Vancouver Island, und noch gar nicht ausgepackt).


Mittwoch, 16. Juni 2010

Neues Land in Nordamerika

Am 9. Juni ueberschreiten wir die Grenze nach Kanada. Alles kein Problem - Gemuese in unserem Gepaeck interessiert keinen und Geldmittel muessen wir auch nicht vorweisen. Von der Faehre runter, auf die Fahrraeder und los auf Vancouver Island!

Uuups, doch schon 3600 km auf die Kette gefahren! Da wirds aber Zeit fuer einen Wechsel. Gut, dass Victoria einen Community Bikeshop hat und wir dort unsere Raeder mit Hilfe der faehigen Schrauber selber reparieren koennen. Waere sonst bestimmt teuer geworden, denn auf einmal ist auch noch Juergens Freilauf kaputt.


In Vicotria lebt man auch auf dem Wasser, kleines Wasserdorf am Fishermans Warf

Victoria by night: Kanadier moegen also auch Walt Disney!

Dani ist schon auf hawai geradelt, hat dabei das Rauchen aufgehoert und lebt jetzt im gemuetlichen Nirgendwo an der Ostkueste von Vancouver Island. Fahrradfahren will er nicht mehr, deshalb kriegt Juergen seine Leuchtweste geschenkt - sehr nuetzlich, vorallem in der Abenddaemmerung.


Newcastle Island vor Nanaimo - Stadt trifft Wildnis: hier grasen abends die Hirsche auf der Lichtung und wenn man nicht aufpasst, findet man vor lauter Baeumen sein Zelt nicht mehr. Wie an vielen Orten in British Columbia ist die indianische Vergangenheit und Praesenz gegenwaertig (im Bild ein Totem).

Wohnen im Japanischen Teehaus

San Juan Island, letzter Stop fuer uns auf dem Boden der USA. Wir freuen uns auf Kanada.
Hoffen auf weniger Paranoia - obwohl Washington und Oregon von der menschlichen Seite her
gesehen ganz neue Tore geoeffnet hat. Wir wurden so oft eingeladen und haben sehr viel Gastfreundschaft genossen.
Hier duerfen wir bei Tom, Schriftsteller und Lebenskuenstler, in seinem selbstgebauten Teehaus mitten
im Wald schlafen.
Tom vor seinem Teehaus


Auch beim Essen ganz asiatisch: es gibt Gemuesewok


Shoji sorgt fuer gutes Licht - aber im Winter muss Tom bestimmt viel heizen...

...tut er auch, was mit diesem Ofen ein Leichtes ist.

Montag, 7. Juni 2010

Djungelpfade

Wie schon gesagt, ist es in Washington ganz schoen gruen, ja es gibt sogar einen echten Regenwald. Wir waren nicht im offiziellen Regenwald, auch wenn es uns oft so vorkam.

Rhododendron im Djungel von Fort Ebey

Im Djungel der Chukanut-Mountains

Der Nebel lichtet sich im Djungel um Deception Pass













Tuer zum kleinen netten Haeuschen, wo wir 3 Tage auf dem Grundstueck unserer neuen Freunde gewohnt haben.










Iceberg Point auf Lopez Island, an schoenen Tagen sieht man von hier nach Vancouver Island und auf das Festland von Washington, wo die schneebedeckten Olympic Mountains stehen.

Ob dieser Sonnenuntergang wohl bedeutet, dass es morgen schoen ist? Ja!


Abendstimmung Lopez Island

Wo seid ihr denn, Clams? Beach auf Samish Island, das eigentlich keine Insel ist sondern eine Landzunge.

Samish Island

Zwischen den San Juan Islands verkehren Faehren, Inselhopping ist so auch ohne eigenes Kajak ein Kinderspiel.

Farmers Market, Lopez Island: Gemuese ist hier allerdings Mangelware, ausgetauscht werden hier eher Geschichten. Die Leute haben hier offensichtlich mehr Zeit als anderswo, viele Staende zeigen die kreativen Erguesse von oertlichen Kuenstlern.